Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Ein Jahr, das in vielerlei Hinsicht besonders war und in Erinnerung bleiben wird. Ein Jahr, in dem viele Ereignisse mittlerweile fast wieder in Vergessenheit geraten sind. Oder wer erinnert sich noch an das schreckliche Feuer im Affenhaus des Krefelder Zoos, an die verheerenden Buschbrände in Australien oder den thüringischen 1-Monat-FDP-Ministerpräsidenten? Ja, all dies geschah in diesem Jahr und nicht -wie gefühlt- vor einer halben Ewigkeit.

Freuten wir uns alle zu Jahresbeginn auf eine Fußball-EM und die Olympischen Spiele, so wurden wir eines Besseren belehrt…alles verschoben, zig private sowie öffentliche Veranstaltungen und Feierlichkeiten abgesagt. Stattdessen krempelte ein unsichtbarer Virus unser aller Leben in einer Art und Weise um, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Im Januar hätten wir mit Sicherheit jeden für verrückt erklärt, der vorhergesagt hätte, dass wochen- und monatelang Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und Kinos geschlossen sind, dass ein Friseurbesuch zum Highlight werden kann, dass man stolz ist, wenn man im Rahmen des Social Distancing den ganzen Tag zuhause auf der Couch liegt und Netflix schaut.

Doch auch die Arbeitswelt wurde auf den Kopf gestellt: Lieferketten wurden gekappt, Kundenbeziehungen auf Eis gelegt. Unternehmen, die sich bislang gegen Homeoffice sträubten, richteten in einer Nacht- und Nebelaktion entsprechende Arbeitsplätze für die Mitarbeiter ein. Während viele Unternehmen und Branchen massive Einbußen zu beklagen hatten/haben, richtete sich der Blick auf Branchen, die bislang nicht im allgemeinen Fokus waren (z.B. die Textilindustrie, die plötzlich heißbegehrte Masken produzierte). Und dank YouTube und Social Media hat Deutschland jetzt nicht mehr ca. 80 Mio. Bundestrainer, sondern stattdessen 80 Mio. Virologen und Epidemiologen, die Begriffe wie Inzidenz und PCR-Test im Schlaf definieren können. Ohne diese Hilfe der Bevölkerung erlebte Jogi Löw zwar eine historische 0:6-Klatsche gegen Spanien in der Nations League, aber (wie bereits gesagt) das Virus überlagerte bislang alles.

Selbst Ereignisse, die in „normalen“ Zeiten wochenlang die Talkshows füllen würden, ploppten mal tageweise hoch, um dann wieder schnell in den Hintergrund zu geraten: Brexit, Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und der WHO, die Demokratie-Proteste in Belarus und Hongkong, die Explosion im Hafen von Beirut, die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER. Ja, kein Scherz, der ist wirklich eröffnet! Es ist auch kein Witz, dass uns 2020 gelehrt hat, dass es einen (Noch-) Präsidenten der USA gibt, der darüber sinniert, ob man nicht zur Pandemiebekämpfung Desinfektionsmittel spritzen könnte und dass Menschen sich darüber aufregen und auf die Straße gehen, weil sie für 20 Minuten im Supermarkt eine Stoffmaske tragen sollen, damit die Triage und Bilder wie aus Bergamo nicht auch bei uns Realität werden.

Ja, dieses verrückte Jahr neigt sich dem Ende zu und es sind nur noch wenige Tage bis zum Jahreswechsel. Doch, wenn uns 2020 eins gelehrt hat, dann dass in einem Monat noch eine Menge unglaubliche Dinge geschehen können. Es ist jetzt aber auch die Zeit des Innehaltens und der Vorbereitung auf ein neues Jahr. Vielleicht gelingt es uns das Gute zu bewahren, wie die vielerorts gelebte Rücksichtnahme im Bereich Vereinbarkeit Familie-Beruf (z.B. Homeoffice), oder auch den Gemeinschaftsgedanken im ersten Lockdown, als fremde Menschen Nachbarschaftshilfe leisteten, Sportvereine, Kirchen, Moscheen Einkäufe für Risikopersonen organisierten oder Künstler Balkonkonzerte bzw. Auftritte übers Internet veranstalteten, um so uns allen in dieser angespannten Situation ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

So hätte 2020 für die Zukunft dann doch etwas Positives bewirkt. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen alle eine frohe und besinnliche Adventszeit. Bleiben Sie gesund!