Wer eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhält, kann sich erstmal freuen: eine große Hürde ist genommen, die Papierform hat das Unternehmen neugierig gemacht und man hat die Chance sich persönlich vorzustellen. Schnell weicht die Freude aber einer gewissen Verunsicherung: Wie verhalte ich mich? Was soll ich anziehen? Was werde ich gefragt bzw. was könnte ich fragen?

Hier gilt die einfache Regel, dass eine gute Vorbereitung die halbe Miete ist. Setzen Sie sich daher in Ruhe nochmals mit dem Unternehmen und der zu besetzenden Position auseinander. So erkennen Sie schnell, dass Anzug und Krawatte bzw. Stoffhose und Bluse für eine eher konservative Branche (z.B. Banken und Versicherungen) passend sind, während die Bekleidung für ein Vorstellungsgespräch in einer Marketingagentur legerer ausfallen kann. Wichtige Hinweise erhalten Sie auch auf möglichen Fotos auf der Unternehmenshomepage. Achten Sie darauf, wie beispielsweise die Geschäftsführung darauf abgebildet ist. Im Zweifel gilt aber auch im 21. Jahrhundert der Leitsatz „Lieber overdressed als underdressed“. So zeigen Sie Ihr ernsthaftes Interesse an der Stelle.

Wichtig ist auch eine aufgeschlossene Körpersprache. Vermeiden Sie verschränkte Arme, eine Blickrichtung nach unten, schauen Sie vielmehr Ihren Gesprächspartnern in die Augen. Wer sich gut auf das Gespräch vorbereitet hat, gewinnt an Sicherheit und verzichtet fast automatisch auf wippende Beine und das nervöse Spielen mit dem Kugelschreiber bzw. dem mitgebrachten Notizblock. Machen Sie sich ruhig Vermerke, wenn der Personaler oder der Geschäftsführer Ihnen das Unternehmen vorstellen und nutzen Sie diese Steilvorlage für Ihre eigenen Fragen. Denn nahezu immer werden Sie gefragt, ob Sie sich mit dem Unternehmen bereits auseinandergesetzt haben oder ob Sie Fragen hierzu haben. Vermeiden Sie standardisierte Fragen nach Umsatz oder Mitarbeiterzahl, wenn dies ausführlich auf der Homepage beschrieben wird oder die Antwort bereits im Gespräch gegeben wurde. Aber bauen Sie gerne darauf auf: “Sie erwähnten/Auf Ihrer Homepage las ich, dass Ihr Umsatz xxx Euro pro Jahr beträgt. Wie verteilt sich dies auf Deutschland und dem europäischen Ausland?“ Hier zeigen Sie, dass Sie nicht nur an oberflächlichen Informationen interessiert sind, sondern tieferes Interesse am Unternehmen haben.

Eine gern gestellte Frage der Personaler ist die nach den Schwächen des Bewerbers. Da eine Studie aus Großbritannien 2017 zu dem Ergebnis kam, dass ca. 80% der Personaler Bewerber bevorzugen, die sich auch selbstkritisch äußern, brauchen Sie keine Angst davor haben. Setzen Sie sich mit Ihren Charakterzügen auseinander und beschreiben Sie Eigenschaften, die Sie gerne verändern würden. Nennen Sie im Gespräch ein bis maximal zwei Schwächen, mildern diese mit Adjektiven wie z.B. „gelegentlich“ ab und zeigen Sie Maßnahmen auf, wie Sie diesen begegnen. So zeigen Sie Personalern, dass Sie eine reife Persönlichkeit sind, an sich arbeiten und wissen, dass „Nobody is perfect“ nicht nur ein Spruch ist. Vermeiden Sie auch Floskeln wie „ich neige zu Perfektionismus“ oder „ich bin manchmal ungeduldig“…das sind bekannte Standardsätze aus Ratgebern und wirken mittlerweile aufgesetzt. Bleiben Sie stattdessen authentisch und ehrlich. Damit erzeugen Sie mehr Eindruck und erhöhen hierbei sogar Ihre Chancen auf die vakante Stelle. Und das ist ja bekanntlich auch Ihr Ziel.