Ein viel zu oft unterschätztes Potential in Unternehmen ist der Umgang mit Fehlern. Viel zu oft wird bei diesen einfach nur nach dem Schuldigen gesucht, Kritik geübt und im schlimmsten Fall auch Sanktionen ausgesprochen. Doch gerade Fehler haben oftmals zu Innovationen, Entdeckungen und Fortschritt geführt. So entdeckte Kolumbus Amerika, obwohl er auf der Suche nach Indien war. Penicillin wurde von Alexander Fleming erfunden, da er eine unsaubere Petrischale verwendete. Der Chemiker Charles Nelson Goodyear entdeckte die Vulkanisierung, als er bei einem Experiment mit Naturkautschuk aus Unachtsamkeit einen Fehler beging.
Das versteckte Potential
Es bedarf ein wenig Mut, aber vor allem Freiraum und Sicherheit, um etwas auszuprobieren und so etwas zu entdecken; und wenn es nur die Bestätigung ist, dass ein angedachter Weg nicht zum Erfolg führt. Doch dies gelingt nicht in einer Atmosphäre, in der die Belegschaft Angst davor hat, Fehler zu begehen, da sie befürchtet bestraft, bei der nächsten Gehaltserhöhung/Beförderung übergangen zu werden oder vor den Kollegen schlecht da zu stehen. Dies führt zu einem innovationsfeindlichen Klima im Unternehmen, da jeder darauf bedacht ist in bekannten, sicheren Bahnen zu bleiben. Darüber hinaus drohen Angst, Lügen und Stress bei den Mitarbeitern, was wiederum zu einer geringeren Leistung(sbereitschaft) und im schlimmsten Fall sogar zu Fluktuation führen kann. Als Folge wird die Innovationsfähigkeit des Unternehmens und damit auch die Marktsituation des Unternehmens geschwächt.
Eine positive, offene Fehlerkultur hingegen kann dafür sorgen, dass die Mitarbeiter ihr Leistungspotential ausschöpfen, Innovationen tätigen und zu Prozess- bzw. Produktverbesserungen beitragen. Eine positive Fehlerkultur fragt nicht WER den Fehler gemacht hat, sondern WARUM ist dieser passiert und was sind die Auswirkungen. Eventuell kann man aus diesem sogar etwas Positives ziehen und Verbesserungen anstoßen? Die aus Japan stammende Kaizen-Philosophie bietet hierzu wichtige Ansätze, um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu etablieren und so zu einer positiven, nach vorne gerichteten Sicht im Unternehmen zu gelangen.
Die Potentialausschöpfung
Doch wie gelangt man nun zu einer positiven Fehlerkultur im Unternehmen? Wichtig ist zunächst die ehrliche Bestandsanalyse, wie bislang mir Fehlern umgegangen wurde. Etablieren Sie ein innerbetriebliches Vorschlagswesen, bei dem Mitarbeiter sich ihre Mitarbeiter einbringen können. Selbst wer Fehler macht, kann gelobt werden, wenn diese nicht fahrlässig oder vorsätzlich gemacht wurden, sondern dabei helfen, Abläufe zu verbessern. Reagieren Sie nicht emotional, sondern lösungsorientiert und sachlich. Geben Sie bewusst Ihrer Belegschaft Raum etwas auszuprobieren und eventuell Fehler zu machen. Auch die Gewissheit, wie etwas nicht funktioniert, kann eine wertvolle Erkenntnis sein.
Bei all dem ist es wichtig zu bedenken, dass eine Umstellung der Fehlerkultur ein längerer Prozess sein kann. Das Vertrauen bei Fehlern nicht sofort negativ sanktioniert zu werden, muss wachsen. Eventuell kann hier auch externe Unterstützung hilfreich sein, um ein objektives Bild der Ist-Situation zu erhalten und möglichst schnell, den angestrebten Soll-Zustand zu erreichen. Dann heißt es bald auch bei Ihnen „aus Schaden wird man klug“!